top of page
  • Autorenbildtherapieimwienerwa

Du bist nicht dein MRT !

Es wäre toll, wenn MRT Bilder immer so eindeutig und aufschlußreich wären, wie bei den hier gezeigten, extremen Beispielen. Aber wie aussagekräftig ist ein MRT Bild für die Situation des Patienten im Orthopädischen Bereich tatsächlich? Und wie hilfreich sind diese Bilder dann im therapeutischen Alltag?

Die Kernspintomographie (kurz:MRT) ist ein Bildgebendes Verfahren zur Darstellung des menschlichen Körpers und eignet sich besonders zur Untersuchung von Binde-, Muskel-, oder Nervengewebe. Im orthopädischen Problembereich steht man allerdings oft vor der Frage, ob das, was man auf dem Bild sieht, auch tatsächlich mit den auftetenden Symptomen zusammen hängt. Die Sache ist nämlich folgende: Studien haben gezeigt, dass sich Dinge wie Diskus Vorwölbungen, Abnutzungserscheinungen der Facettengelenke, Bandscheibendegeneration, etc. auf beinahe jedem MRT finden lassen. Je älter der Untersuchte dabei ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, diese Dinge bei der Bildgebung zu entdecken. Zum Beispiel "Diskusvorwölbung" - eine solche findet sich bei 30% aller 20 Jährigen, 60% aller 50 Jährigen und ab 80 Jahren zeigt sich eine solche bei 84% aller MRT-Bilder. Dies aber völlig unabhängig davon, ob die untersuchte Person unter irgendwelchen Symptomen leidet! Das bedeutet aber auch, dass das Bild nicht immer hilfreich ist, denn zwei Personen können ein fast identes MRT-Ergebniss haben, und während es dem Einem gut geht, leider der Andere unter starken Schmerzen. Und nicht nur das, die Bilder und die daraus folgende Diagnosestellung können sich in manchen Fällen sogar negativ auswirken. Folgende Aussage einer Patientin, mit der ich vor einigen Jahren im Rahmen eines Faszien-Kurses ein Anamnesegespräch geführt habe, ist ein perfektes Beispiel dafür: "Eigentlich bin ich im letzen Jahr gut mit meinen Schmerzen zurecht gekommen. Aber vor zwei Monaten habe ich ein MRT gemacht, und da kam raus, dass ich einen Bandscheibenvorfall habe. Und seitdem ist es immer schlimmer geworden. Mittlerweile kann ich keine Nacht mehr durchschlafen." "Bandscheibenvorwölbung, Degeneration, Einengung, Abnutzung" - das sind Worte mit einer starken Wirkung, die ohne entsprechendes Wissen und dem richtigen Kontext, Angst machen und auch als sogenanntes "Nocebo" (=quasi das Gegenteil vom "Placebo", Verschlechterungen bewirken können. Darum ist die Aufklörung und Hilfe beim richtigen Einschätzen eines Befundes, auch ein wichtiger Bestandteil der physiotherapeutischen Arbeit. Fazit: MRT´s sind ein wertvolles Hilfsmittel, wenn es darum geht, schwerwiegende Probleme, wie starke Nervenkompressionen oder Tumore im Wirbelsöulenbereich zu erkennen bzw. auszuschließen. Abseits davon, sollte man sich als Patient aber nie von den gestellten Diagnosen schrecken lassen. Ein guter Therapeut kann dem Patienten bei der Einschätzung der Befunde helfen. Und er behandelt demnach auch nicht das MRT-Bild, sondern den Patienten der vor ihm steht, er versucht gemeinsam mit diesem herauszuarbeiten was Schmerzen verursacht, wo die Stärken und Schwächen liegen und welche Behandlung oder Trainingsform helfen kann.

18 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page